Eine Säule der deutschen Gesellschaft

 

Am Donnerstagabend wurde im Centro Italiano in Groß-Gerau daran als Zeichen europäischer Solidarität und Zusammenarbeit erinnert.

Siegfried Münzer, Kreisvorsitzender der Europa-Union Groß-Gerau und Mitglied im Landesvorstand Hessen, betonte die Bedeutung für die europäische Zusammenarbeit. Es werde zu oft nur von den

Problemen berichtet, aber was Europa schon alles geschaft habe, bleibe außen vor. Jetzt vor der Hessen- und Europawahl sei es wichtig die Erfolge hervorzuheben. Extra aus Berlin reiste dafür Senatorin Laura Garavini an, die im italienischen Parlament die Partito Democratico vertritt. Sie warb für eine europäische Zukunft.

Gerade in Zeiten wie diesen sei es wichtig, den Bürgern Europa näher zu bringen und zu zeigen, dass die Ängste, die populistischen Parteien schürten, kein Fundament hätten. „Wir können aus der Geschichte Lehren für heute ziehen und die Immigranten nicht als Gefahr, sondern als Bereicherung sehen“, sagte Garavini. In den 50er und 60er Jahren sei das Wort

Gastarbeiter für die italienischen Migranten erfunden worden als Andeutung, dass sie auch wieder gehen würden. Heute seien sie eine Säule der deutschen Gesellschaft

geworden. Es war nicht leicht für die italienischen Arbeiter und ihre Familien. Einige von ihnen waren am Donnerstag zur Erinnerungsfeier gekommen, darunter Valeria Vergata. Als sie in den

60er Jahren als Kind nach Deutschland kam, sei es schrecklich gewesen. So habe sie viel Demütigung und Fremdenfeindlichkeit erleben müssen. Dennoch kämp????e sie dafür, ein Teil Deutschlands zu werden und auch hier wählen zu dürfen. Dabei habe sie auch viel Unterstützung von ihren Lehrern und später von den Politikern im Kreis erfahren, die sich für ihre Sache stark machten. „Wir mussten 25 Jahre kämpfen, um angenommen zu werden. So lange wird es jetzt auch wieder dauern“, so Vergata.

Delio Miorandi, Ehrenvorsitzender der Europa-Union, kam 1959 als Soziologiestudent nach Deutschland. Man müsse sich mental zurückversetzen in die Köpfe der italienischen Arbeitskräfte, die nach Deutschland kamen: eine neue Sprache, eine neue Dynamik im Tagesablauf. „Wir schaffen das“ sagte Angela Merkel zu Beginn der Flüchtlingskrise 2015.

Die italienischen Migranten könnten von sich sagen: „Wir haben es geschafft.“ Doch den Stress, in einem anderen Land mit einer anderen Sprache und Kultur zu leben, könne  häufig auch zu gesundheitlichen Problemen führen. Dr. Vincenzo Mancuso informierte über die psychischen Belastungen, über die viel zu wenig gesprochen werde. Wie man diese schon früh verhindern könne, erläuterte Sofia Bruchhäuser, Lehrerin an der Integrierten Gesamtschule Mainspitze in Ginsheim. Elternarbeit, Engagement der Eltern und die Bereitschaft, auf Leute zuzugehen, mit denen man erstmal nichts gemeinsam hat, sei dabei zentral.