(Lothar Rühl) WETZLAR. Der Inselstaat Irland im Atlantik gehört seit 50 Jahren zur Europäischen Union, zu Beginn noch Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Irlands Generalkonsulin Anne-Marie Flynn sucht intensiv nach Kontakten mit Wetzlar. Nun hat sie zum vierten Mal die Domstadt besucht und erneut das Interesse ihres Landes bekundet.
Die Generalkonsulin und ihr Stellvertreter Aaron Reen haben jetzt in der Stadtbibliothek die Ausstellung „Irland und die EU“ eröffnet. Flynn wies darauf hin, dass die 5,15 Millionen Iren durch den Beitrag zur Europäischen Gemeinschaft viel gewonnen haben. „Von dieser Zeit an begann der Wandel unseres Landes“, sagte sie.
In ihrer Heimat gebe es eine große Zustimmung für die Mitgliedschaft in der Staatengemeinschaft. 75 Prozent der Iren hätten ein positives Bild von der EU. 72 Prozent glaubten, dass sie einen positiven Einfluss auf ihr Leben habe. Es gebe nur eine geringe Europaskepsis. Die Veränderungen durch die EU seien überall sichtbar in der Infrastruktur, in der Wirtschaft und in der Reisefreiheit. Durch den europäischen Binnenmarkt habe sich ihr Land enorm weiterentwickelt.
Auch im „Brexit“, also der Abkehr Großbritanniens von der EU, habe ihr Land Unterstützung erfahren. Bis in die 70er-Jahre habe Irland in Abhängigkeit zu Großbritannien gelebt. Die Gemeinschaft unterstütze Irland auch im Versöhnungsprozess mit Nordirland. Auch seien die Rechte der Frauen durch die EU-Mitgliedschaft gestärkt. Bislang habe Irland mehr als 40 Milliarden Euro aus der EU erhalten. Nun wolle das Land seinen Beitrag leisten, dass auch andere Länder die Vorteile der EU erfahren.
Dazu gebe es Gelegenheit, wenn Irland 2026 die Ratspräsidentschaft übernehme.
Wetzlars Partnerschaftsdezernent Karlheinz Kräuter (SPD) hieß die Gäste vor 25 Besuchern als „unsere Freunde aus Irland“ willkommen. Vor dem Hintergrund eines Krieges in Europa und der Diskussionen, wie wichtig Europa für Deutschland sei, werde die EU immer wichtiger.
„Leider hat sich Großbritannien aus der Gemeinschaft verabschiedet. Das hat auch Konsequenzen für Wetzlar“, sagte Kräuter. So sei es nicht mehr möglich, dass die Partnerstadt Colchester mit einem Stand beim Weinfest ihren Wein ausschenke.
Wetzlar wolle das Thema Europa weiter hochhalten, sei es durch die Städtepartnerschaften oder die unter seiner Leitung gegründete Europa-Union. „Europa steht für Frieden und Freiheit“, konstatierte Kräuter.
Wetzlar wolle sich gerne für die Besucher der Generalkonsulin bedanken, indem die Stadt eine Delegation nach Irland entsendet. Er hoffe, dass sich wie bei den offiziellen Städtepartnerschaften persönliche Beziehungen zur Insel im Atlantik entwickelten.
Sven Ringsdorf, der Vorsitzende der überparteilichen Europa-Union, sagte, er freue sich, dass seine Organisation von Anfang an die Freundschaft zu Irland begleiten konnte. Zugleich regte er an, dass Irland beim nächsten Weinfest als Gastland mit einem Stand vertreten sein könnte. Ferner wies er darauf hin, dass die Europa-Union für Anfang Oktober eine Reise nach Dublin vorbereite.
Die Ausstellung „Irland und die EU“ läuft bis zum 31. August. Interessierte können sie während der Öffnungszeiten der Stadtbibliothek besucht.